Februar/März 2005

Land unter Wasser, die Süd-Nord Passage, Karneval in Mires
und die besten drei des März

 

Welch eine Landschaft. Es könnte sich genauso gut um einen österreichischen Bergsee handeln. Fette grüne Weiden, ein üppig blühender Naturgarten und Berghänge voll mit Olivenbäumen. Doch der Grund, für dieses, für Kreta nicht typisches Landschaftsbild, wird erkennbar 

wenn man den Blick nach rechts wendet.

Tja, da staunt ihr was? Eines der größeren Bauprojekte Kretas (wenn nicht überhaupt das größte) stellt sich dem Blick des ungläubig staunenden Betrachters. Ein Mammutprojekt für kretische Verhältnisse. Der Staudamm. Einzelheiten und Gerüchte später.
Meine Wenigkeit hat sich nun erlaubt diesen künstlichen See, in seinen, zur Zeit vorhandenen Ausmaßen zu umrunden.

Sozusagen eine Wanderung auf verlorenem Land. 

Die Weidegründe auf diesem Bild werden den Wassermassen zum Opfer fallen.


Und auch die Orangen (von welchen ich mir noch den Rucksack voll stopfte) besonders süße und saftige, müssen ersaufen.
 

Die Kapelle am anderen Seeufer wird Kretas erste Unterwasserkapelle.

Gebe zu, ein großer Verlust ist es nicht, diese Betonkapelle zu verlieren.


Ein weiteres Bauwerk??? um welches auch keiner eine Träne weinen wird, ist die nachfolgende

Behausung eines Schafhirten. Bis dato habe ich immer angenommen, dass man unmöglich in solcher einer Unterkunft wohnen kann.
Doch durch die Abwesenheit des Bewohners wird uns ein Blick ins Innere gewährt.

Am Tisch Brotaufstrich und Messer, nebst Platiksackerl mit Oliven und in einem der Behälter sicherlich jede Menge Raki, am Bett bestes  Schaffell. Hier nächtigt (wohnen kann man wohl nicht sagen) wirklich jemand. Möge dieses Domizil alsbald durch die steigenden Fluten dem Untergang geweiht werden und dem Bewohner eine bessere Unterkunft zu Teil werden.

Jetzt aber nähern wir uns dem kolossalen Staudamm. Als erste dürfen wir einen Blick auf das Überlaufbecken werfen.

Ein Becken von wirklich kolossalen Ausmaßen. Bei welchen einem unwillkürlich die Frage durch den Kopf geht: und woher kommt die gewaltige Menge Wasser, die diesem Becken und dem folgenden Ablaufkanal Daseinsberechtigung gibt.

Die dünnen Wände wiederum deuten daraufhin, dass der Architekt auch nicht wirklich überzeugt ist, dass hier mal größere Mengen Wasser hinunterstürzen werden.

Im großen und ganzen ein imposantes Bauwerk.

Bei dem unglaubliche Mengen von Beton und Steine verarbeitet wurden.

Nachdem wir unseren Rundgang beendet haben, können wir nun ein wenig über den Staudamm resümieren.
Beginnend mit dem Zweck. Hier soll eine Wasserreserve zur Bewässerung der Mesaraebene gebildet werden. Ein durchaus lohnendes Ziel. Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass diese Wassermenge dem Grundwasser fehlen wird, so wirft das doch ein seltsames Licht auf das Vorhaben. Das gestaute Wasser kann dann aber umverteilt werden, wird wohl auch nicht ganz umsonst sein. Soviel zu den Zielen.
Da hier in Kreta jedoch nichts so abläuft wie es geplant wird, könnte auch diesem Bauwerk ein ähnliches Schicksal drohen wie dem einzigen österreichischem Atomkraftwerk, die nicht Verwendbarkeit.
Zum einen war geplant so viele Zuflüsse wie möglich einzuleiten (eh klar). Dummerweise,  ist einer der Zuflüsse aber im Bereich des Nachbardistriktes Rethimnon und diese sind nun draufgekommen, dass sie ihr Wasser ja eigentlich auch selbst verwenden können. Konklusion: Es fehlen gut 50% des Wassers. Zweiter Punkt, es ist zur Zeit nicht klar ob den das, bis dato gestaute Wasser, überhaupt für Bewässerungszwecke verwendet werden kann, da das Wasser (von einer Anrainergemeinde des einzigen Zuflusses) durch die Abfälle einer Olivenölfabrik verunreinigt wurde. Argument: Wir haben immer unsere Abfälle in den Fluss gekippt, hat uns keiner gesagt das wir das nicht mehr tun sollen. Es klingt wie Schildbürgerstreiche, doch das ist hier ganz normal. Man kann nur mit Neugier verfolgen wie das hier weitergehen wird.


Die Süd-Nord Passage

Eines Tages brachte Wolfgang die Idee zu Gehör, doch einmal die Strecke vom Kefali nach Matala zu erkunden, sprich zu erwandern. Da auch ich schon mit dem Gedanken gespielt hatte, war ich sofort begeistert und wir fixierten den nächsten schönen Tag, der sich dann auch schneller einstellte als ich dachte.
Der geneigte Leser fragt sich jetzt natürlich, na und was ist so interessant an dieser Strecke? Nun werfen wir doch einen Blick auf die Karte.

Das interessante an dieser Route ist, es gibt keinen Weg, dies ist Ziegen und Schafland.  Hier gibt es nur stacheliges Gebüsch und viele, viele Felsen. Die Länge der Strecke mag Luftlinie ca. 7km sein, eine Strecke also vor welcher man sich nicht schrecken muss.

Und also begaben sich zum Start am Kefali: Rosi, Wolfgang und Joe in Wolfgangs Gefährt. (Dieweilen Joe´s Gefährt in Matala wartete)

Und während die Herren der Schöpfung noch am adjustieren und überprüfen der Ausrüstung sind, ist die einzige Dame der Expedition bereits bei den praktischen Dingen angelangt, wie dem Ausklopfen der kleinen Perserteppiche. (Bruust)
Doch bereits 15 Min. nach 10 Uhr waren wir unterwegs.
Hinunter zum Meer und an der Küste entlang.

Ein wolkenloser Himmel und eine strahlendblaue See zaubern mühelos ein Lächeln auf Rosi´s Lippen. Doch alsbald wird das Gelände schwieriger und das erste Hindernis stellt sich uns in den Weg.

Einige Felsen bewehrt mit dem typisch kretischen Baustahlgitterzaun, welcher allerdings an einer Stelle flachgetreten war und uns eine bequeme Überquerung ermöglichte. Was wir von weiteren Zäunen nicht sagen konnten. Und als vorab Konklusion können wir festhalten, dass das Mitführen einer Kombizange und eines halben Meter Drahtes von Notwendigkeit ist, für Kretas Ziegen und Schafland.

Dann aber standen wir an einer Kante und sahen uns nach der besten Möglichkeit zum Abstieg um. Eine Situation, die sich noch einige Male wiederholen sollte. Hinauf, hinunter und ...... so weiter. Diese Land sieht aus, wie gepflügt von Herkules und den minoischen Stieren, ein Graben neben dem anderen, jeder tiefer als der vorhergehende.

Und wir mittendrin. Äh, eigentlich erst am Anfang.

Mit dieser wunderschönen Bucht, der Vathi-Bucht hatte ich nicht gerechnet. Sie legte sich uns in den Weg und kostete uns mindesten 3 km Umweg, den wir machen mussten um sie zu umgehen.
Gleich rechts davon fanden wir wieder einen Graben,


ich gebe zu wir mussten nicht lange suchen. Auf dem Bild links, Rosi und Wolfgang in beinahe choreographischer Harmonie, in eben diesen Graben absteigend. Ich weiß nicht ob es hier, oder beim zigsten nächsten Graben war, als es dieses bezaubernde Geräusch von reißendem Hosenstoff gab und Rosi meinte, es käme ihr so vor als ob ihre Hose gerissen sei. Tatsächlich war dem auch so, doch es wäre auch unter normalen Umständen nicht schlimm gewesen, denn es handelte sich um einen typischen Designer Riss, für welchen man im Geschäft normal gut und gern nochmal 30 € drauflegen müsste.  Einziger Nachteil, Risse sind schon einige Jahre out, heute trägt man abgewetzte Hosenböden. Nun egal, in dieser Wildnis ist eigentlich nur eines gefragt und das ist ein einigermaßen funktionstüchtiger Beinschutz, welcher auch weiterhin gegeben war.















 





Nach diesem Graben und 5 weiteren, nicht nennenswerten, hatten wir die Vathi-Bucht zur Hälfte umgangen und standen nun vor dem Gegenhang, besser gesagt Steilwand. Auch diese wollte umgangen werden, zumindest soweit, bis eine Stelle kam die auch für uns zu ersteigen war.
Zu diesem Zweck folgten wir einem Landschaftlich äußerst reizvollem trockenem Bachbett.
















 

 

 

 



Nachfolgend zu sehen, die letzten 30 steilen Meter von Hundert. Auf diesem Bild könnte man auch, bei besserer Auflösung des Bildes, den neckischen Riss in Rosi´s Hose bewundern, so aber müssen wir´s der Phantasie des Betrachters überlassen.

Oben angekommen, hatten wir also endlich die Vathi-Bucht umgangen und konnten verblüfft feststellen, dass trotz 2 1/2 stündiger Gehzeit sich der Ausgangspunkt nicht wesentlich entfernt hatte. Frust.

Hier sind wir dem Meer wieder nahe, wenn auch etwas erhöht. Hinter dem Autor dieser Zeilen geht es viele Meter in die Tiefe. Doch unerschrocken nimmt er jede auch noch so gefährliche Position ein um ein gutes Foto abzuliefern.

Doch weiter geht´s im Ziegenland, wieder stehen wir an einer Kante und wieder wird entschieden in welcher Richtung am wahrscheinlichsten die beste Möglichkeit zur Durchquerung diese Grabens ist.

Zu diesem Zeitpunkt sind wir seit etwa 5 Stunden unterwegs. Nachdem alle Essensvorräte aufgezehrt, kämpfen wir uns wieder hinauf und gelangen an eine sehr reizvolle Felswand.

 

Dem genauen Betrachter wird nicht entgangen sein, dass Rosi in der rechten oberen Ecke des Bildes, direkt in den grauenvollen Abgrund blickte. Sehr praktisch auch, um die Größe dieser Felswand besser beurteilen zu können.


















 

 

 

 




Und dann, endlich der vertraute Anblick von Red Beach. Nun wird es absehbar, dass wir doch noch heute unser Ziel, also Matala erreichen werden. Unter diesen Umständen wird den letzten Wasservorräten der Garaus gemacht.

Hebt an,....

und trinkt.

 

Die letzten kümmerlichen Felsen werden im lockeren Spazierschritt überwunden und mit einer Spitzenzeit von 7 Stunden haben wir die Süd-Nord Passage bezwungen. Obwohl die größte zu überwindende Höhe nur 160 Meter betrug, haben wir insgesamt doch ca. 550 Höhenmeter erklommen und sind natürlich ebenso weit hinunter gestiegen. Aus den 7 Luftkilometer sind ca. 12-14 Wegkilometer geworden.






 

 

 

 

 

 

 

 

 



Bei einer Tasse Trinkschokolade besprachen wir dann, wann wir diesen Weg in Nord-Süd Richtung zur Verbesserung der Zeit wiederholen werden und das Rosi am morgigen Markttag in Mires sich eine neue Hose kaufen würde.

Karneval in Mires

Also am Sonntag dem 13.03.05 war es wieder so weit. Karneval oder auch Faschingsumzug nur eben auf griechisch.

Gegenseitige Hilfe beim Perückenaufsetzen, die Clowns sind immer als erste da. Sie begleiten die einzelnen Wagen und bringen ein wenig Farbe ins Bild. Und obwohl der angekündigte Beginn schon verstrichen, füllen sich die Strassen weiterhin, vom ersten Umzugswagen ist erst eine Stunde später etwas zu sehen.

Diese Amtsperson fährt mit gut 50 km/h durch die Menschenmassen und trotz Helmpflicht, kann man auf seinem Kopf nichts dergleichen ausnehmen.

Diese Bild zeigt die typische Karnevalstimmung, der Einzige der hier lustig drauf war ist der kleine blaue Luftballon. Die Männer sind pausenlos dabei ihr Gesicht zu wahren und die Frauen haben ohnehin nicht viel zu lachen. Einzig die Kinder und Jugendlichen haben an diesem Tag ihren Spaß und können so richtig einen drauf machen.

Da sieht man einen Mann lachen, dass ist ein typischer Ausländertisch. Ganz links im weinroten Gilet, Klaus, die anderen an diesem Tisch habe ich noch nicht kennen gelernt.

Nun langsam aber sicher beginnt es sich zu füllen. Die Ballonverkäuferinnen drehen ihre Runden

und diese beiden Burschen pflügen noch mal schnell durch die Zuschauer ehe sie von den Ordnungskräften verscheucht werden.
Eine interessanter Aspekt, des Öfteren kann man hier im Fasching als Mädchen verkleidete Burschen sehen.

Doch bevor es so richtig losgeht, kommt noch ein kleiner Regen.

So drängt man sich unter kleinen Schirmen oder

man ist Benützer einer Schirmkappe wie diese drei gutgelaunte Herren.


Der Rest nützt vorspringende Dächer und ähnlichen Regenschutz.

Und so drängen sich in einer Nische, bunte Luftballons, schwarzgekleidete Kretagriechen(unverkleidet), Ninjakrieger, Prinzessinnen und auch der Tod, jedoch mit hochgeschobener Maske und warten darauf, dass der Regen aufhört. Und dieser lässt sich auch nicht lange bitten.

Und zur Stärkung eilt man sogleich zu den Souvlakispiesschen, köstliche kleine Fleischbrocken auf Spiesschen, zubereitet auf einer Gerätschaft, die den Namen Griller nicht verdient, trotzdem aber gute Arbeit leistet, wie man sieht.

 

 

An dem Zuckerwattestand gibt es immer Drängerei. In diesem Fall wartet eine Prinzessin aus dem vorderen Orient auf ihre Portion gesponnenen Zuckers.
Und es ist egal wer da wartet, der Blick hängt gespannt an dem sich drehenden Holzstäbchen, welches sich mehr und mehr mit dünnen weißen Fäden füllt, bis es letztendlich einem übergroßen Wattebausch ähnelt, welcher in wesentlich kürzerer Zeit verzehrt wird, als die Herstellung gedauert hat.





















Über manche sollte allerdings ein Zuckerwatte Verbot verhängt werden.

Ein Problem, welches nicht nur der Erstwelt vorbehalten bleibt. Auch hier sieht man immer mehr ungesund ernährte, dicke Kinder. 

Tja, der Wohlstand will teuer erkauft sein.

























Nun kann es aber nicht mehr lange dauern, die Strassen sind voll, die Balkone und Dächer ebenfalls und mit nur 1-stündiger Verspätung beginnt der Karnevalsumzug.






























Zum Karnervalszug gibt's eigentlich nicht viel zu erzählen. Dominant war das Thema des Priesters im Kardinalrang, welcher in kriminelle Handlungen verwickelt , seit Wochen auch die Nachrichtenmedien  in Atem hält.

Hier also durch diese Personengruppe dargestellt.

Doch was auch immer vorbeifährt, findet aufmerksame Betrachter.

 

Diese Bild hat mir wieder sehr gut gefallen. Der finster blickende Bodyguard und die skeptische Prinzessin, selbige steht auf einer Plakattafel welche teilweise über das Dach hinausragt. Davor geht's 4 Meter in die Tiefe.


























Langsam kommt auch Stimmung auf und so manch ein Mundwinkel verzieht sich versehentlich zu einem Grinsen.

Das ist allerdings so selten, dass ich es mit der Kamera nicht einfangen konnte.

Mit Ausnahmen der Kinder.

 

 

 

 

Die haben einfach Spaß. Wie dieses kleine rosa Tüllmonster.

 

 

 














 

Wenn man von Ihr absieht, sie ist wahrscheinlich bereits als Dame zur Welt gekommen.

 

Und ihr böser Seitenblick bedeutet nichts anderes als:" Was will die Alte mit ihrer Karre, was soll die Huperei?"

 

























 

Diese beiden jedoch haben wieder viel Spaß.

Er profiliert sich als der große Schaumsprüher und sie hängt mit gebannten Blick an seinen Daumen.

























 

Weltmännischer Beherrscher der Schaumdose. Das macht Eindruck.

Das sind Momente von größter Bedeutung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun wie auch immer, der Fasching ist vorbei nur kleine Matrosen werfe noch bunte Papierschnippsel in die Luft, dieweilen sie dem Vater mit der Tüte die Augen verdecken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bestes vom März

Platz 3   Meerstein



 

 

Platz 2   Die See



 



Platz 1   Die Sehnsucht der Barhocker



 

Ich aber denke langsam daran in heimatliche Gefilde zurückzukehren. Die ersten Touristen sind schon gesichtet worden und irgendwie freue ich mich auch wieder auf die echte Wiener Gemütlichkeit, türkisches Kebab, ungarisches Gulasch, Zander serbisch, böhmische Dampfnudeln und all die anderen typisch wienerischen Köstlichkeiten.
 

Ende März 05 endet mein 2. Winter in Kreta. Ob es für mich weitere Kreta Überwinterungen geben wird weiß ich nicht.
Wer auch immer sich im Gästebuch einträgt wird auch in Zukunft über weitere Updates meiner Seite informiert.

Es wünscht Euch allen eine gute Zeit euer Joe

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