November 2004
Vorwort, die Red Beach-story, Jorgos der Garten and the Wall, Essen mit Jorgos eine unendliche Geschichte. Und the best of November.
Lieber geneigter Leser, ich freue mich Dich bei Kreta im Winter die 2. begrüßen zu dürfen.
Zur Überfahrt gibt es diesmal nichts Wesentliches zu vermelden, ruhiger Seegang, keine Probleme, Die Nächte an Deck im Schlafsack unter Sternenhimmel verbracht, doch vielleicht erzähl ich die kleine Geschichte der zweiten Nacht, sie ist zwar nicht außergewöhnlich, aber sie war etwas surreal. Hatte mir am Promenadendeck, nahe dem stillgelegten Pool, ein Plätzchen auf einer Liege gesucht, meinen Schlafsack ausgebreitet und bin nach der Konsumation von ein wenig roten Wein in Morpheuses Armen eingeschlummert. Gegen 4h erwachte ich langsam aus dem Schlummer da ich fern eine Violine hörte, eine Violine die immer und immer wieder die Tonleiter hinauf und hinunter turnte dazu das beruhigende Geräusche der schweren Schiffsmotoren manchmal wurde die Violine leiser und manchmal gut hörbar so wie der Wind stand, das Deck im milchigem Licht der schwachen Beleuchtung, begann ich mich aus meinem Schlafsack zu winden und machte mich auf die Suche nach der Toilette, um bereits nach wenigen Schritten auf der anderen Seite des Pools eine Gestalt auszumachen die tatsächlich Violine spielte und mir freundlich zulächelte, eine eher junge Gestalt wahrscheinlich Grieche und dem Personal zugehörig, ließ sich durch mich nicht stören und ich hörte ihm eine Weile traumverdattert zu ehe ich das WC fand, welches sich in grell weißes Licht getaucht in einem erschütternden Zustand von schwerster Verstopfung präsentierte. Und dieweilen ich noch eines Draufsetzte reihte die Violine einen aufsteigenden Ton an den anderen um bald darauf wieder absteigende Töne zu produzieren. Zu meinem Schlafplätzchen zurückgekehrt, in den Schlafsack gehüllt bemerkte ich kurz vor dem Entschlummern, das der Violinist das Thema geändert und nun diverse andere Übungen anging.
War dies ein Omen? alles ändert sich, auch meine Geschichte sieht heuer ganz anders aus.
Red Beach die Geschichte eines
Franzosen, die
irgendwo in der Hippy-ära begann und noch vor der Jahrtausendwende endete.
Red Beach
so genannt wahrscheinlich der rötlichen Tönung des Sandes wegen. Am
nachfolgenden Bild besser zu sehen.
Von Matala in südlicher Richtung einen Pass von etwa 100-150m übersteigend
erreicht man Red Beach. Diesen Strand bewohnte etwa 15 Jahre lang ein Franzose
namens Pierre. Dieser hatte nichts besseres zu tun als darüber zu wachen, dass
wer auch immer den weiten Weg auf sich nahm um Red Beach zu erreichen, diesen
Strand mit nichts anderem betrat als seinem Adamskostüm (respektive Evakostüm
wenn kein Adamskostüm mehr verfügbar) sprich nackt. Ein eigentlich sympathischer
Typ. Von selbigem stammen also auch die nachfolgenden Steinskulpturen die er
(wahrscheinlich in den langen Wintertagen ohne Touristen) aus dem mäßig harten
Sandstein meißelte. Die verfallene Bruchbude am linken Bildrand des
vorangegangenen Bildes war das Sommerdomizil des wackeren Skulpturteures in
welchem er Getränke ausschenkte. Die Wintermonate über soll er in einer nahen
Hölle gehaust haben, deren genau Verortung allerdings nicht mehr bekannt ist.
Der Grund warum er heute nicht mehr vorhanden ist lautet: Version 1: er sei von
den Griechen vor die Türe gesetzt worden weil er sich an einer minderjährigen
Ausländerin vergriffen habe, sehr unwahrscheinlich, in diesem Punkt sind die
Griechen eher generös vor allem Ausländerinnen betreffend. Version 2 es habe die
Gefahr bestanden, das Pierre sich das Land auf dem er tätig war ersessen hätte,
und um ihn loszuwerden wurde wurde eine Geschichte der Version 1 konstruiert,
eher wahrscheinlich.
Wie auch immer hier folgt also Pierres Kulturerbe (welches von mir, den Wünschen des Künstlers folgend völlig nackt fotografiert wurde) beginnend mit
das lachende Gesicht, wahrscheinlich ein Frühwerk des Künstlers
gefolgt von der fröhlichen Löwin
eine eher kabarettistische Einlage
entstanden nach einem Sommer der nur als schlecht zu bezeichnen war.
(Hinsichtlich weiblicher Löwen).
Es entstanden nun eine Reihe von Skulpturen die möglicherweise dem Ägyptischen
Formenkreis zuordenbar sind, wie der Greifvogel
das Auge des Horrus
das Hippo
und noch ein Vogel
der Krake jedoch ist eindeutig
wieder Griechischen Ursprungs
so wie auch der Stier, die letzte
der hier angeführten Skulpturen
Zeus als Stier mit abgeschlagener Schnauze soll also den Reigen der Skulpturen
des Pierres beenden. Einiges wäre noch vor ort zu bestaunen, doch alles möchte
ich nicht zeigen. Soll doch der geneigte Leser selber mal vorbeischau´n.
Ach ja, hier kann man noch
den Abbildenden in abgebildeter Form am Red Beach bewundern wie er Venusgleich, Schaumgeboren den Wellen
entsteigt( und das am 28.November).
Mit dem Ersuchen um Verzeihung an die weiblichen Betrachterinnen habe schwere Retouschen vorgenommen. (Bertl kann`s bezeugen)
Das es hier am Red Beach
den Sommer über auch mal zünftig zur Sache geht, möchte ich mit diesem Foto
dokumentieren. Aufgenommen am Rückweg.
Nun aber möchte ich Euch meine beiden Vermieter
vorstellen.
Monika und Jorgos.
Monika ist Berlinerin die lange Zeit in Indien verbrachte, Jorgos ist Grieche
der einige Zeit in Frankreich und Montreal verbrachte und zwischendurch auch
noch als Elektriker zur See fuhr.
Die nähere Umgebung des Hauses in welchen wir drei zur Zeit wohnen, sprich der
Garten wird umgebaut. Etwa eine Woche nach meiner Ankunft begannen wir diverse
Mauern niederzureißen, hauptsächlich aus dem Grund, um die in den Mauern
enthaltenen Steine in Sicherheit zu bringen bevor die Bagger kommen. Hätte man
sie in den Mauern belassen wäre es ein doppelter Verlust gewesen, einmal
bezahlen fürs wegführen der Steine und bezahlen fürs bringen von anderen
Steinen. Irgendwann jedoch hatten wir die meisten Steine gesichert und dann
kamen die Bagger.
Bagger ich muß diese Wort einfach verwenden, Bertl liebt es.
Tonnenweise wird Erde und Gestein entfernt, und
behutsam werden Bäume aus der Erde gehoben und in Sicherheit gebracht. Man
beachte das kleine Feigenbäumchen neben der Maschine zwei Tage lang fuhr diese
tonnenschwere Baumaschine mitunter zentimetergenau an dem Bäumchen vorbei. Als
dann die Baumaschinen abgezogen waren kam der Maurer für die Steinmauer und
erlegte diese Bäumchen mit einem einzigen gezielten Fußtritt. Das war keine böse
Absicht es war ihm nur einfach im Weg.
auf der anderen Seite des Hauses baggerte sich ein anderes Ungetüm an die
hölzernen Stützpfosten des Vordaches heran. Jorgos überwacht das geschehen mit
Argusaugen.
und das sieht nicht nur gefährlich aus
sonder ist es auch aber die Griechen die sehen das alles ein wenig
lockerer und nicht einmal sah ich wie sie mit dem Rücken zum Geschen
standen und plauderten, dieweilen sich die stählernen Zähne der Schaufel nur
wenige Dezimeter hinter ihnen, in die steinerne Erde senkte. Das macht
schon Gänsehaut nur beim zusehen, mal abgesehen davon was passiert wenn der
Bagger versehentlich die Stützen des Vordachs umsäbelt. Doch nichts der gleichen
geschah.
irgendwann war dann alles mehr oder weniger dem
Erdboden gleich gemacht und nachdem ein tiefes Loch gebaggert wurde, begann mat
mit dem Versenken von Betonringen, insgesamt 4.
Dann noch Deckel drauf, Erde drüber und ehe man
sich´s versah, sah der Garten wieder aus wie wenn er kein Wässerchen trüben
könnte.
Und am rechten Bildrand sieht man bereits Jorgos
mit Nico dem Meister der Steinmauern über den Preis einer 20m langen und 2m
hohen Mauer verhandeln.
Was uns jetzt direkt zum nächsten Punkt führt:
The Wall
in wenigen Stunden wurde ein Graben ausgehoben, ein wenig Stahl hineingelegt,
dies mit einer dünnen Schicht Beton verfestigt und schon war das Fundament zur
neuen Mauer fertig.
Ein bereitwillig in der Gegend herumstehender
Telegraphenmast wurde als Messlatte für die alsbald entstehende Mauer
herangezogen. Auf dem Bild sieht man den Meister Nico bei der letzten
Feinjustage ehe der Beton anzog und weitere Korrekturen unmöglich gemacht hätte.
Und bereits kurze Zeit später begannen auch schon
die ersten mit Zement verfestigten Steine in das Tor der Messeinrichtung
hineinzuwachsen.
die rasende Geschwindigkeit mit der diese Mauer
wächst lässt erwarten, dass sie noch im Dezember fertig gestellt sein wird. Doch
ich werde auch weiterhin das geschehen dokumentieren.
Zur Zeit halten wir bei einer Länge von etwa 15m
und und etwa 80cm Höhe.
und einer Kaffeepause an der Palme. Im Uhrzeigersinn, Monika, Nico, Jorgos.
Kaffee ist wichtig aber gutes Essen ist
wichtiger, womit ich zum nächsten Punkt überleite: "Essen mit Jorgos eine unendliche
Geschichte" Eigentlich weiß ich gar nicht mehr wie es gekommen ist, dass ich
jeden Abend mit Jorgos und wenn sie da ist auch mit Monika zu Abend esse. Doch
es hat sich bereits ein Ritual ausgebildet das ich so gegen sieben eintrudle und
dann wird getafelt und das unabhängig vom Wochentag. Wobei gut essen
bedeutet, dass ich seit 3.November nur einmal Fleisch gegessen habe, mir aber
praktisch nichts abgeht.
Aber am besten ich zeige euch einfach ein eher typisches Abendmahl.
Beginnend mit den beinahe allgegenwärtigen Oliven.
Da finden sich dicke, dünne, kleine und schrumplige, schwarze, bräunliche,
rötliche, grüne und so vielfältig wie die Formen und Farben sind auch die
Geschmäcker der kleinen Köstlichkeiten. Habe in der letzten Woche erstmals
Oliven selbstgefangen, wenn man weiß wie und wo und welche ist das überhaupt
kein Problem und diese natural Oliven sind ganz ganz schmackhaft, nicht
vergleichbar mit den Oliven aus dem Glas.
dazu und zu jeder anderen Speise isst man "Paximadia". Das ist doppeltgebackenes
Brot, steinhart und doch ist es schon ein Genuß wenn sich die Zähne knirschend
hineingraben, vom herrlichen Geschmack dieses Brotes mal ganz abgesehen.
Dann vielleicht ein kleines Linsensüppchen nur einige Löffelvoll man möchte sich
ja nicht überessen.
Dann ein wenig Reisspinat, vielleicht ein Schnitte vom gebratenen Kürbis dazu, Hinten rechts warten noch einige Schnecken in Melanzanie-Tomaten auf ihren Auftritt.
und damit es besser schmeckt wird guter griechischer oder des
Öfteren auch bester französischer Rotwein eingeschenkt.
noch ein kleines Salaterl mit allen verfügbaren
Vitaminen der Saison und ein wenig Schafskäse runden das Essen ab.
nicht erwähnt wurde "Varfa" ein Platterbsenpürre oder
Kartoffelpürre mit Olivenöl, Essig und Knoblauch welche am selben Abend auch zur
Verfügung standen. Das unendliche an dieser Geschichte ist, dass man am nächsten
Abend teile der Speisen des Vorabends wieder findet jedoch gepaart mit anderen
Speisen und anderen Geschmäckern so das nie das Gefühl aufkommt man esse wieder
das gleiche wie am Vorabend.
Nun aber zum letzten Punkt des Novemberberichts
den best of November Bildern:
Und da möchte ich beginnen mit dem 3.Platz:
Die Promenadenbank von Kalamaki
am 2. Platz findet sich:
der Granatapfel
und mein Lieblingsbild ist:
Selbstverloren
und damit liebe Leute ist der November auch wieder vorbei, wir wenden uns dem
Dezember zu, Ihr werdet Kekse stechen und ich werde versuchen eine Sonnenbrand
zu vermeiden. Es ist so ungesund für die Haut.
Alsdann bis bald euer Joe