Dezember 2004
Kleine Betrachtung der kretischen
Griechen, der Hirten und Schafe.
Und zuletzt doch nicht das letzte, die drei besten vom Dezember.
Immer wieder sehe ich einen alten Traktor vorbeifahren, am Steuer ein ältlicher Grieche, spezielles Kennzeichen eine art Pudelmütze, Vollbart und wie alle sonnengebräunt, mit stoischem Gesichtsausdruck. Am „Beifahrersitz“ also oberhalb des linken hinteren Traktorrades, die Frau, ebenfalls ältlich mit verwitterten Gesichtszügen und immer völlig in schwarz gekleidet, inklusive Kopftuch welches oft wie ein Schleier vor dem Mund gehalten wird. So also tuckern sie an Jorgos Haus vorbei. Und immer wenn sie die Kreuzung an Jorgos Haus erreichen beginnt die kleine Schwarzgekleidete sich wie wild mehrmals zu bekreuzigen. Eine Zeitlang dachte ich, die hat erfahren das ich da jetzt eingezogen bin. Später jedoch konnte ich feststellen, (nachdem aufgrund der Bauarbeiten die dichten Büsche an der Straßenkreuzung ein wenig gelichtet wurden) dass hinter den Büschen versteckt, sich ein typisches kretisches Marterl befindet, welches die Frauen zum wilden Kreuzschlagen anregt, auch wenn sie es nicht sehen können (ich denke sie kennen den Standort jedes dieser Marterln). Die Männer regt das nicht so an, zumindest habe ich noch keinen ein Kreuzschlagen gesehen.
Nun aber nach dieser kleinen Einleitung möchte ich mich den Kretern widmen. Dazu möchte ich vorausschicken, dass ich eigentlich keiner bin, der Menschen ungefragt photographiert. Entsprechend gering ist auch meine Ausbeute. Hoffe aber trotzdem einen kleinen, natürlich nur sehr kleinen Ausschnitt zeigen zu können.
Und ich beginne an die
Einleitung anschließend mit den älteren Menschen.
Und hier wie auch bei uns trifft man eher alte Frauen als Männer, tja leben halt
doch ein weniger länger als die Herren der Schöpfung. Abgebildet eine Frau aus
der Ortschaft Galia, die in genialer Art und Weise verschiedene Vorzüge
verbindet. Durch die geöffnete Türe kommen Sonnenstrahlen und die warme Luft des
Nachmittags des 30.12.2004, außerdem kann man mit den vorbeigehenden Worte
austauschen und auf die, auf der anderen Straßenseite ausgestellten Oliven,
verweisen. Im Zimmer in Blickrichtung befindet sich der Fernseher, der die
Pausen, in welchen niemand vorbeikommt, überbrückt. Sie war eine der
wenigen Personen die um ihr Einverständnis bezüglich fotografieren gefragt
wurde, dass jedoch nur deshalb weil ich Uta dabei hatte, welche leidlich die
griechische Sprache beherrscht (Also der Komplettheit wegen sei hinzugefügt sie
studiert zur Zeit Griechisch an der Uni in Heraklion).
Diese beiden genossen ebenfalls die Nachmittagssonne, denn in diesen
Steinhäusern ist es unglaublich kalt. Meisten ist dieses in der Sonne sitzen mit
irgendeiner Tätigkeit verbunden. So sieht's aus. Die Frauen arbeiten und die
Männer sitzen im Kaffeehaus und stellen zur Schau wie wenig sie zu tun haben.
Wobei ich mir bei dieser Runde nicht ganz sicher bin, es könnte auch eine
Sitzung des Gemeinderates sein.
Der Herr auf dem folgenden Bild genießt einfach den Tag, im weitergehen konnte
ich sehen,
dass er augenscheinlich als Schlafmittel eine Flasche besten Raki auf dem Tisch
stehen hatte.
Und derweilen der eine schläft,
schwingt der andere den Hammer, was hier allerdings repariert wird und wozu, ist
für die unkundigen Fremden, denen ich mich ohne weiteres zurechne nicht klar
ersichtlich.
Im Straßenverkehr bewegen sie Gefährte, denen ich nur allerhöchste Hochachtung
zollen kann, sowohl konstruktiv, wie auch erhaltungstechnisch wahre Wunderwerke
die an Individualität kaum zu überbieten sind, praktisch jedes ein Einzelstück.
Leider sieht man sie im Straßenbild immer seltener und dafür Pickup´s von Toyota
immer häufiger.
Einer weiteren Berufsgruppe, der es hier in Kreta sehr gut zu gehen scheint
gehört dieser Schwarzgekleidete an. Sie sind jene die im Kaufhaus den
Einkaufswagen übervoll gefüllt haben und diese Güter dann im nagelneuen Toyota
Landcruser zu ebenso guten Wohnstätten transportieren und haben nebenbei
auch noch kein Zölibat. Viele Kreter mögen nicht reich sein, doch für ihre
Kirche sorgen sie.
Eine andere Berufsgruppe, die aber durch den unten abgebildeten nicht würdig
vertreten wird sind die Hirten. Der hier abgebildete gehört eher der
Splittergruppe "Hirten betreuen weibliche Touristen" Bewegung an. Die
schwarze Kopfbedeckung ist ein Zeichen dafür , dass er Witwer ist. Und so steht
er also auch am Strand von Kalamaki und sucht verwundert die leeren Strände ab.
Gerade waren sie noch alle da, jetzt sind sie wieder alle fort. Da soll sich
einer auskennen mit den Touristen. Deutsche Frauen meldet Euch. Rüstiger Hirte,
Anfang Sechzig, im Umgang mit Schafen und zickigen Ziegen geübt, möchte auch
dich verwöhnen.
und auch im Kafeneon auf der Platia ist der Touristenmangel schwerstens
bemerkbar. In der Bildmitte zwei Winterfliegen, links ein Bukowski verschnitt
und rechts der stark gealterte Pate. Damit kann man wirklich nicht reich werden.
Jetzt aber wenden wir uns wieder dem wöchentlichen Marktgeschehen zu. Unten
sieht man einen am Heimweg befindlichen noch schnell im Drive-in ein Päckchen
Zigaretten kaufen. Drive-in, haben alles die Amis erfunden, oder was. Das oft
gewählte Verkehrsmittel hier, ein Moped.
Achja Moped, eine tolle Sache, was man damit alles transportieren kann.
Besonders häufig sieht man unten dargestelltes Beispiel, den Transport von
Kleinkindern. Das diese nicht gefragt werden ob sie das wollen sieht man dem
abgebildeten an. Aber nur die Harten kommen durch und davon auch nur 10 Prozent.
Dieser geschäftstüchtige Knabe hingegen erwartet die Kundschaft, dieweilen der
Chef telefoniert.
Und da eilt sie auch schon herbei die verspätete Kundin.
Während andere Knaben mehr Spaß an einer kleinen Rangelei haben.
sitzen die Mädels an der Strasse und erwarten den Bus nach der Schule. Diese
welche sich auf dem Bild in Posse geworfen hat, bemerkte, dass ich mit Kamera
unterwegs war. Das hätte es früher auch nicht gegeben, aber mit dem
Fortschreiten der Volksverblödung, dank Fernsehsendungen wie "wie werde ich ein
Star" die es auch hier gibt, kommt es natürlich auch zu unten dargestellter
Verhaltensstörung.
Der Markt ist sicher das Geschehen wo am meisten Bewegung herrscht. Der kleine
dicke der links auf dem Verkaufstisch steht, überwacht mit geübten Blick die
Bewegung an der Ware, nimmt Geld entgegen und schreit bisweilen, dass alles nur
5 Euro kostet. Da werden sonst harmlose alleinerziehende Mütter zu reißenden
Bestien.
Anders am Scheren und Messerschleiferstand hier herrscht gediegen Zurückhaltung.
"Mensch, das war doch die Tante Aphrodita, nur wer war der kleine Dicke neben
ihr."
Tja, und so wie die Kleine auf dem Bild unten an jedem Markttag was zusehen
bekommt.
Habe auch ich hier die meisten Motive gefunden. Vieles blieb
unphotographiert, doch es bleiben noch drei Monate vielleicht ergibt sich ja
noch genug Material für eine Fortsetzung.
Nun aber gilt es nachzuholen was im oberen Text
versäumt wurde, einen echten Hirten vorzustellen.
keine Frage, das ist ein echter Hirte, in diesem Fall ein Schafhirte. In
tadelloser Haltung zeigt er die Figur "bis hier her und nicht weiter", man
beachte den genau senkrecht gehaltenen Stock, die Linke das Furioso einleitend,
der dynamisch angehoben rechte Fuß. Note 9,8.
Und wer hier nicht umkehrt der muss mit Konsequenzen rechnen.
Dann schleudert die linke Hand kleine Steine und der Stock dirigiert nahe Tiere
in die richtige Richtung. Der Grund dieser Aktion war es die Muttertiere und
ihre wenigen Tage alten Jungtiere von der Herde zu trennen.
Was auch nur vernünftig ist, denn diese Zwerge brauchen noch ein wenig Ruhe. Und
wo lässt sich besser schlafen als direkt neben der gut gefüllten Milchbar, da
glauben sie einer rosigen Zukunft entgegen zu dämmern. Was die Kleinen nicht
wissen, in etwa dreieinhalb Monate ist Ostern, das größte Fest der Kirche und
wer was auf sich hält, der serviert Osterlammbraten.
Doch nicht nur der Mensch ist schuld wenn sie dran glauben müssen. Manchmal sind
sie es auch selber, so wie im Bild nebenan gezeigt kommt es immer wieder vor das
sich Schafe versteigen, dann stehen sie irgendwo in der Wand, wo man rätselt,
wie sie den überhaupt dorthin gekommen sind. Dieses Jungschaf sah ich auf einer
kleinen Wanderung. Das Geblöcke des Jungschafes und seiner etwa 12m tiefer
wartenden Mutter konnte ich noch viele 100m weit hören. Als ich etwa 3 Stunden
später wieder vorbeikam nahm es sich ein Herz und kletterte einige Meter nach
links, lief dann zu meiner Überraschung auf dem senkrecht abfallenden Fels
talwärts, um sich etwa 6m über dem Boden vom Fels abzustoßen und den Rest im
freien Fall zu überwinden. Es blieb
unverletzt und die erste Aktion nach dreistündiger Milchabstinenz war sich
ordentlich Volllaufen zu lassen.
Da ist es schon gut wenn ein großer schwarzer Hund darauf achtet, dass Schafe
dort bleiben wo sie hingehören.
Da er eine Kette um den Hals hat ist er nur bedingt ein Hirtenhund. Er ist
sozusagen nur an kritischen Punkten tätig. So wenn eine Straße durch das Gebiet
der Schafe führt.
Dann stehen sie da gucken zu dem Hund und da der ein großes Gebell hören lässt
nehmen sie einen anderen Weg.
Was nun aber mit diesen dreien los war ist
äußerst unklar.
Vielleicht eine moderne Symbiose. Weißes Schaf macht Nest für Huhn und schwarzes
Schaf frisst dann das Ei ??? Keine Frage, es sind bei weiten noch nicht alle
Rätsel gelöst.
Jetzt aber die drei besten vom Dezember.
Platz Nummer 3 Wolken
Platz Nummer 2 Das Haus
und Tätaretatä Platz Nummer 1 Das steinerne U-Boot
sticht in See.
Und damit ist wieder ein Monat vorbei. Habe mir überlegt, was ich nächstes Monat
ins Netz stellen könnte. Doch bis jetzt ist mir noch nicht viel eingefallen.
Daher wende ich mich an die wenigen Betrachter dieser Seite. Wenn ihr Wünsche
habt worüber ich in Wort und Bild berichten soll, so sendet mir ein E-mail oder
schreibt mir ins Gästebuch. Werde auf jeden Wunsch reagieren.
Ich wünsche Euch eine schöne Zeit und melde mich Anfang Februar mit dem dritten Teil.
Alsdann bis bald euer Joe